George R.R. Martin, Goldmann
Die Herren von Winterfell, 24729
Das Erbe von Winterfell, 24730
(A Game of Thrones) je 22,- DM

Diese beiden Romane, mit denen sich Martin zum ersten mal in der Fantasy versucht, überzeugen nicht unbedingt durch das Grundthema (Bedrohung eines zerstrittenen Reiches durch geheime 'Andere' und die Thronerbin des früheren Königs), sondern durch die Gewöhnlichkeit der Menschen darin. Wo andere Autoren Krieger und Magier haben, die in der Stunde der Not über sich hinauswachsen, da geht es:
  -um Eddard, der um der Treue zu seinem König willen dessen Rechte Hand wird, obwohl er das haßt.
  - um Daenarys, die für die Politik den Khal eines Reiterstammes heiratet, der beschließt, seinem Sohn die sieben vereinten Königreiche zu schenken
  - um Thyrion, Zwerg und Sohn der verräterischen Lannisters

Ritter sterben (auch die Edlen). Kinder sterben. Frauen sterben. Politiker verraten. Klingt ein bißchen wie die richtige Welt oder?
  Diese Atmosphäre des Alltäglichen, der Machtlosigkeit, gepaart mit dem Möglichkeit vielleicht doch etwas zu machen und der Magie, die nur ganz spärlich eingesetzt wird, das macht die Essenz dieses Buch aus.

Dazwischen gibt es aber auch Heldentum der mitreißt, vielleicht Magie, echte Drachen, Schattenwölfe und viel Spannung, die sich Zeit läßt zum Aufbau. Am Ende gibt es auch keinen Antiklimax wie in so vielen Werken der jüngsten Zeit, die stark begonnen und irgendwo vor dem letzten Fünftel zuende sind (oder gar kein Ende haben, wie z.B. Diamond Age von Neal Stephenson, der immerhin den Hugo od. Nebula Award damit gewann).
  Leider (oder gottseidank) ist die Geschichte noch nicht zu Ende, diese beiden Bände (im Original 1 Band - danke, Goldmann) stellen den Auftakt einer Reihe mit unbekannter Länge dar.

Hier finde ich mich also und schreibe eine positive Besprechung zu einer Goldmann-Trilogie, der ich doch vor ein paar Jahre nur mit Ekel auf solche reagiert habe.
  Warum ich überhaupt begonnen habe es zu zu lesen ist klar: Martin, lange bekannt als einer der besten Kurzgeschichtenschreiber im SF-Bereich überhaupt, ist mir immer einen Versuch wert. Der Klappentext nennt allerdings als seine älteren Werke "Feverdream" und "Armageddon Rag", was entweder auf Verlagspolitik oder Unkenntnis des Klappentextschreibers hindeutet.
  Mit "Die Flamme erlischt" (Dying of the Light) wurde er in Deutschland bekannt, es folgten drei geniale Kurzgeschichtensammlungen. (Die zweite Stufe der Einsamkeit, Lieder von Sternen und Schatten, Sandkings - zwei Bände). Später versuchte er sich ein wenig in anderen Genres und stellte wohl zeitweise das Schreiben zurück, um für Twilight Zone zu arbeiten.

Klaus Erichsen